Unlängst durften wir den Stage-Gate Prozess eines internationalen Konzerns in Augenschein nehmen. Aufgefallen ist uns gleich die Bezeichnung der Gates: M20, M50, etc. Das M stand in diesem Fall für Meilenstein. Als wir uns so ein Gate genauer ansahen, diagnostizierten wir eine schwere Identitätskrise …

Zunächst aber: was ist ein Meilenstein?
Im römischen Reich markierten 2-3 Meter hohe steinerne Meilensteine an den Straßen die Entfernung zu Rom. Anhand der Meilensteine konnten Reisende den Fortschritt ihrer Reise verfolgen.

Im modernen Projektmanagement haben die Meilensteine (wenn auch nicht mehr in Stein gemeisselt) immer noch eine ähnliche Funktion. Das Projektteam überprüft an einem Meilenstein das Erreichen eines „Etappenziels“.

Hier konnte unser betrachtetes Gate noch gut mit. Es markiert den Abschluss eines Stages und zeigt somit den Fortschritt des Projekts an. Mit der positiven Beantwortung der Frage „Wurden alle Aufgaben der vorangegangenen Phase in ausreichender Qualität erfüllt?“ wäre der Meilenstein passiert.

Für ein Gate ist dies aber gerade mal die Voraussetzung, um zwei nach vorne gerichtete Entscheidungen zu fällen:

1. Ist das Projekt nach wie vor attraktiv genug, um in die nächste Phase zu investieren?

2. Sind die notwendigen Ressourcen für die nächste Phase verfügbar, sodass wir das Projekt zügig vorantreiben können?

Erst mit der Beantwortung dieser zwei Fragen ist dafür gesorgt, dass an den Gates alle schwachen (manchmal auch mittelmäßigen) Projekte gestoppt werden, um ausreichend Ressourcen in die Top-Projekte investieren zu können. Diese danken dies dann mit schnellerer Durchlaufzeit und besserer Termintreue.

Das Gate mit Identitätskrise war tatsächlich zu einem Meilenstein verkümmert. Wir werden ihm nun eine Qi-Therapie angedeihen lassen, sodass es seine Stärken als Gate wiederfindet und seine wichtige Aufgabe im Neuproduktprozess wahrnehmen kann.