Von Plantagenmanagern und jungen Wilden im Innovationsdschungel
In unseren ersten beiden Dschungelgeschichten (Latte Macchiato, U-Bahn) wurde klar, dass die frühe Innovationsphase einem wilden Dschungel gleicht, in dem wir uns nicht auf die im Großstadtleben gewohnte Infrastruktur verlassen können. Entscheidende Fragen sind daher: Wer soll sich auf die Abenteuerreise in die Wildnis der frühen Innovationsphase begeben? Und was brauchen Teams, um sich darin erfolgreich zu bewegen?
„Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit kommen willst, geh gemeinsam mit anderen,“ sagt ein afrikanisches Sprichwort. Schön und gut, aber mit wie vielen? Je größer das Expeditionsteam, desto mehr Ausrüstung und Proviant braucht es und desto langsamer kommt es voran. Ganz alleine losziehen scheint auch keine gute Idee zu sein. Idealerweise richtet sich die Größe des Teams nach der Größe des Vorhabens. Das klingt zunächst schlüssig, doch zeigt die Innovationspraxis hier bereits die ersten Fallstricke. Aufgrund von praktischen Erwägungen (“Ressourcen sparen”) oder irrigen Pauschalannahmen (“kleine Teams sind agiler”) werden mitunter drei Tapfere damit beauftragt, eine Möglichkeit zu finden, eine komplette Industrie zu revolutionieren – einer Herkulesaufgabe, die der Erkundung des gesamten Amazonasgebiets gleichkommt!
Hier das rechte Maß zu finden ist nicht einfach. Wer seine Strategie von “exploit the existing” – also der bestmöglichen Nutzung des Bestehenden – zu “explore the unknown” – der Erkundung des Unbekannten – ändert, muss sein Denken öffnen und gleichzeitig eine Handhabe für die überwältigende Zahl der Möglichkeiten finden. Bei einer Explorationsreise helfen Karten und grob eingezeichnete Gebiete. In der Innovations-Frühphase kann man Suchfelder abstecken: Bereiche, in denen sich – durchaus auch mehrere kleinere – Teams auf Erkundungstour begeben.
Es kommt aber nicht nur auf die Größe des Teams an, sondern auch auf die Zusammensetzung. Ein Expeditionstrupp, der ausschließlich aus erfahrenen Managern von Bananenplantagen besteht, wird es genauso schwer haben im Dschungel der Unsicherheit erfolgreich zu sein, wie eine Gruppe wilder junger Abenteuerlustiger, die sich bisher nur im Hochseilgarten ausgetobt haben. Die Plantagenmanager wurden ausgewählt, weil sie jahrzehntelange Erfahrung darin haben, sich die Natur untertan zu machen und ihr möglichst große Erträge zu entlocken. Da Bananen in tropischen Gefilden wachsen, hält man die Bananenexperten für ausreichend akklimatisiert an den Regenwald. Die jungen Wilden haben mit Enthusiasmus und visionären Plänen überzeugt. Und schließlich wissen sie, wie man sich von Baum zu Baum schwingt. Zwar nur mit Sicherheitsharnisch und auf vorgezogenen Trassen, aber immerhin!
Im tropischen Regenwald genauso wie in der Innovationsfrühphase lauern gefährliche Fallen auf derartige Teams. Freudige Neugierde von jungen Berufsanfängern gepaart mit kühnem Wagemut á la “Wir springen da jetzt rein, was soll schon schief gehen?” oder “Klar kann man das essen!” ist sicher manchen nicht gut bekommen. Da ist ein Ausgleich mit Wissen von erfahrenen Managern wie “Diese Pflanze ist giftig, sofort mit der Machete plattmachen!” auf jeden Fall ratsam. Doch auch die Bananen-Veteranen haben ihre Schwierigkeiten, sind sie es doch gewöhnt, jeden Wildwuchs als Bedrohung zu betrachten. Die Standardlösung zum Umgang mit toxischen Pflanzen auf der Plantage muss im natürlichen Habitat des Gewächses nicht unbedingt die richtige sein. Vielleicht hat das Gift ja ungeahnte heilende Wirkungen? Vielleicht hätte man abwarten sollen, bis die Staude Früchte trägt, die bei richtiger Zubereitung extrem nahrhaft sind und das Überleben sichern? Vielleicht hielt die Pflanze den Abenteurern weitaus gefährlichere Raubtiere vom Leib? Da fehlt dann wiederum die Offenheit, sich unerwartete Möglichkeiten vorstellen zu können. Am besten geeignet erscheint also ein vielseitiges Team, in welchem Erfahrung und Wagemut, etwas Neues kennenzulernen, zusammenkommen.
Die Vielseitigkeit nährt sich aber auch aus unterschiedlichen Begabungen, welche die Expeditionsteilnehmer mitbringen: da ist zum Beispiel die Sprachtalentierte, die in kürzester Zeit die Sprache der Einheimischen versteht und spricht, sodass die Abenteurer von ihnen lernen können. Auch profitiert das Team vom Einfühlsamen, der immer weiß, wie es den Teammitgliedern geht und was sie brauchen – und der abends am Lagerfeuer die Mundharmonika auspackt. Die Bastlerin experimentiert mit dem, was sie findet, und erschafft daraus Nützliches wie Wäscheklammern aus Zweigen und Schalen aus Schildkrötenpanzern. Und dann gibt es noch den mit dem scharfen Blick, der im fleckigen Grün des Urwalds jedes noch so gut getarnte Detail mühelos erspäht und die Gruppe darauf aufmerksam macht.
Mit einem solchen Team steht der erfolgreichen Exploration des Innovations-Dschungels nichts mehr im Wege, oder? „Doch“, wirft da Google ein, ein ganz wichtiger Aspekt fehlt noch …
Was ein Innovationsdschungel-Expeditionsteam besonders erfolgreich macht, können Sie in unserer nächsten Dschungelgeschichte lesen.
Erfahrung und unkonventionelles Herangehen sind gleichermaßen wichtig im Innovations-Dschungel. Wir freuen uns, wenn Sie beides mit uns teilen. Schreiben Sie Ihre Geschichte ins five is Dschungelbuch: dschungel@five-is.com
[…] Das richtige Team für die Expedition hatten wir bereits in der letzten Dschungelgeschichte (Plantagenmanager und junge Wilde) zusammengesetzt. Wir wollten es schon auf den Weg schicken, als uns siedend heiß einfiel, dass […]