Know How and Feel How: Innovation und Bauchgefühl

Dr. Angelika Dreher, 2003

Dieser Beitrag will Ihnen den Wert der Intuition als Tüpfchen auf dem i des Innovationsmanagements nahe bringen. Er soll Sie ermutigen, neben aller Methodik und Systematik auch Ihr „Gespür“ als Ressource für den Erfolg von neuen Produkten und Dienstleistungen zu nutzen. Gleichzeitig ist er ein Plädoyer für Konsequenz, Disziplin und Professionalität in der Auswahl, Planung, Organisation und Abwicklung von Innovationsprojekten.
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Dieser Beitrag will Ihnen den Wert der Intuition als T
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chen auf dem i des Innov
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ments nahe bringen. Er soll Sie ermutigen, neben aller Methodik und Systematik auch Ihr
„Gespür“ als Ressource für den Erfolg von neuen Produkten und Dienstleistungen zu nutzen.
Gleichzeitig ist er ein Plädoyer für Konsequenz, Disziplin und Pr
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essionalität in der Auswahl,
Planung, Organisation und Abwicklung von Innov
a t i o n s p ro j e k t e n .
Know How and Feel How
I n n o v
ation und Bauchgefühl
Z
u k ü n f t i g e
s Wachstum und nachhaltiger Unternehmenserfolg sind in den meisten Branchen nur durch
Innovationen zu erreichen. Zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt am Markt zu sein, den ent
s c h e i d e n d e n
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u s
atznutzen als erster anzubieten und mit innovativen Problemlösungen neue Kundenzielgruppen zu er-
schließen, zählt sowohl in der Konsumgüterindustrie als auch im Busine
s s – t o – B u s i n es s – G e
schäft zu den
größten Herausforderungen der Unternehmensführung. Kein W
u n d e r
, dass Manager diese Thematik mittler-
weile nicht mehr dem Zufall überlassen sondern Methoden und Hilfsmittel einsetzen, um den Innovationser
f o l g
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stmöglich zu unterstützen. Innovationsmanagement-Systeme, die das ganzheitlich zu leisten im Stande sind,
behandeln mindestens drei Aspekte (siehe Abbildung 1):

Wie wählen wir die richtigen Suchfelder für Innovationen aus und legen die richtigen F&E-Schwerpunkte
f es t ?

Wie finden wir wirklich gute, erfolgsträchtige Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen?

Wie optimieren wir den Ablauf von der Idee bis zum Markter
f o l g ?
Sowohl zur Definition von strategischen Innovationsfeldern als auch für die operative Ebene der
Ideengenerierung und der Ge
s t
altung des Innovationsproze
s s e
s steht mittlerweile erprobte und bewähr
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Methodik zur V
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fügung. Zielsetzung ist dabei, „die richtigen Dinge richtig zu tun“, das heisst die Er
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gswahrscheinlichkeit steigern beziehungsweise Unsicherheit reduzieren und die Effizienz und
G e
schwindigkeit erhöhen beziehungsweise Time-to-Market verkürzen.
Während Intuition im Stadium der Ideenfindung durchaus erlaubt, ja sogar hilfreich ist, lautet das
Credo der Experten zum Thema Innovationsstrategie und Innovationsprozess: Systematik statt Zufall. Meth-
ode st att Bauchgefühl. Der Erfolg gibt ihnen recht. Immer wieder ist belegt, dass jene Unternehmen er
f o l

greicher sind, die sich nicht nur auf das Bauchgefühl verlassen sondern

bei der Planung und Realisierung von Innovationsprojekten systematisch vorgehen,

I n n o v a t i o n s – E n t
scheidungen auf Basis valider Informationen treffen,

den Ablauf von der Idee bis zum Markterfolg mit vorgegebenen Stufen und Meilensteinen strukturiert
h a b e n ,

Innovationsprojekte in funktionsübergreifenden Teams mit vereinbarten Aufgaben, Methoden und Spiel-
regeln organisieren und

ihr Innovationsmanagement-System quer durch alle Unternehmensbereiche und Hierarchie-Ebenen konse-
quent und diszipliniert leben.
Unumstritten ist auch, dass die Kenntnis und Anwendung der gängigen Kriterien zur Bewertung und
Priorisierung von Produktideen und Innovationsprojekten sicherstellt, dass wir auf der Faktenseite die für den
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folg wichtigen Fragen rechtzeitig stellen, Projekte „fair“ behandeln und Entscheidungen über Stop oder Go
rational begründen können.
Was aber wenn die Fakten fehlen und – wie im Fall von Prognosen, die 20 Jahre oder mehr in die Z
u k u n

ft reichen – auch nicht beschafft werden können? Oder wenn Entscheidungen zwischen Projekten getroffen
werden müssen, bei denen die systematische Bewertung nach Kriterien keine klare, „automatische“ Reihung
ergibt?
Hier dienen Bauchgefühl oder Intuition als wertvoller W
e g w e i s e r
, denn schließlich „… ermöglicht Intui-
tion Orientierung in unsicheren und unbekannten Gefilden, sie hilft bei hoher K
o m p l e x i t
ät, handlungsfähig zu
bleiben, und lässt zukünftige Möglichkeiten und Potenziale erahnen, die noch nicht sichtbar sind.“ Gerade beim
Suchen, Planen, Bewerten und Realisieren von Innovationen ist also die Intuition ein unverzichtbares Hilfsmit-
tel. Wo sonst sind wir – definitionsgemäß – mit mehr Unsicherheit konfrontiert als wenn wir Neuland im tech-
nischen Bereich oder am Markt betreten? Es könnte gefährlich sein, auf das „Gespür“ zu verzichten und nur
D r
. Angelika Dr
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ist geschäftsführ
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Partnerin der five i’s
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ation consulting
gmbh in Salzbur g und
D o r n b i r n
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Sight
3-4/0
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anhand von Fakten (die in Wahrheit nur Vermutungen sein können, sofern sie sich auf die Zukunft beziehen)
vermeintlich rational entscheiden zu wollen.
So kommt es vielleicht, dass P
r o f
. Dr. Hartmut Weule Anfang der 90er Jahre als F
o r s c h u n g s v o r s t
and der
Daimler-Benz AG mit Nachdruck und Beharrlichkeit die Entwicklung der wasserstoffbetriebenen Brennstoff-
zelle vorantrieb, obwohl sich die internen Experten damals nahezu einig waren, dass die Idee – auch wenn die
enormen technischen Herausforderungen in der Realisierung gemeistert würden – niemals wirt
s c h a f t l i c h e n
E r
folg bringen könne und ausserdem ange
s i c h t
s der Gefahr der Kannibalisierung de s traditionellen Motoren-
baus für das Unternehmen nicht opportun wäre. Heute besitzt Daimler-Chrysler die technologische F
ü h r e r

schaft auf dem Gebiet der Brennstoffzellentechnik im Automobilbau. Es existieren mehrere Generationen von
Brennstoffzellenfahrzeugen – voraussichtlich werden im Jahr 200 4 erste Fahrzeugflotten in Deutschland, Kali-
fornien und Singapur in eine breite Felderprobung gehen. Was sagt uns die
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s Beispiel aus dem wirklichen
Leben? Ich würde es „ge
s u n d e
s Gespür“ nennen, wenn jemand an das Potenzial einer Idee glaubt, die eine
Alternative zur bisher fast ausschließlich auf Erdöl beruhenden Mobilität unserer Gesellschaft darstellt, die bei
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GIBT SICH ERH EIT UND M
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